Aus der Geschichte der Stadt Unkel
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Unkel entstand, wie ein fränkisches Gräberfeld aus dem 7. Jh. beweist, bereits in vorkarolingischer Zeit. Urkundlich erwähnt wird Unkel erstmals im Jahre 886 in einem Verzeichnis der Eifelabtei Prüm. Später kam Unkel an die rheinischen Pfalzgrafen, die ihren Besitz Mitte des 11. Jahrhunderts teils dem Kölner Domkustos, teils dem damals gegründeten Stift Maria ad Gradus in Köln schenkten. Das Stift errichtete in der von-Werner-Straße einen heute noch erhaltenen Fronhof. Der Domkustos erbaute den Zehnthof in der Nähe der Kirche (heute Christinenstift).
Die Grafen von Sayn, die ebenfalls Güter in Unkel besaßen, verkauften diese 1265 an den Kölner Erzbischof, der damit seine Bemühungen um die Erlangung der Landes-hoheit über Unkel zum Abschluss brachte.
Die einflussreichste Persönlichkeit im Ort war der vom Erzbischof auf Lebenszeit ernannte Schultheis. Er stand an der Spitze des Schöffengerichts. Die Bürgermeister dagegen wechselten jährlich. Zu erwähnen ist ferner der Baumeister des Stiftes Maria ad Gradus, der dessen Rechte in Unkel vertrat.
Eine erste kleine Kirche zu Ehren des hl. Pantaleon bestand schon zu pfalzgräflicher Zeit als Eigenkirche auf dem Grund und Boden des Zehnthofes. Aus ihr ging dann später die Pfarrkirche hervor, deren älteste Bauteile in den Anfang des 13. Jh. zurück- reichen. Endgültig festgelegt wurden die Pfarrechte Unkels durch Erzbischof Konrad von Hochstaden im Jahre 1246.
Der Ort pflegte rege Beziehungen zu Köln. Neben den bereits genannten Grundherren erlangten mehrere, vornehmlich Kölner Klöster und Familien, Besitz in Unkel. Ein großer Teil des Unkeler Weines – Weinbau bildete bis in unser Jahrhundert hinein – die Hauptbeschäftigung der Bewohner und gelangte auf dem Schiffsweg nach Köln. An diese Zeiten erinnern die noch zahlreich in Unkel erhaltenen Winzerhäuser sowie die wappen-geschmückten Gutshäuser vermögender Weingutsbesitzer. Erwähnt seien auch die Häuser der Familie von Herresdorf (neben der Kirche), der Familie Eschenbrender (Hotel Schulz), der Familie von Beckers (Lehngasse 1), der Familie Berntges (in der Vogtsgasse) sowie eine Reihe anderer schmucker und gepflegter Fachwerkhäuser.
Im Laufe der Zeit nahm Unkel einen lebhaften Aufschwung und gewann immer mehr städtischen Charakter, besonders als um die Mitte des 16. Jh. Eine Stadtmauer mit Toren und Türmen erbaut wurde, von denen der Gefängnisturm südlich der Kirche und ein Großteil der rheinseitigen Mauer erhalten sind. Seine Befesti-gung ermöglichte es Unkel, 1583 im Kölnischen Krieg dem Ansturm der Truppen des abtrünnigen Erzbischofs Gebhard von Truchsess zu widerstehen. Seither wurde Unkel zum Dank für seine Treue gegenüber dem rechtmäßigen Kurfürsten zu den Städten des Kölner Kurstaates gezählt. Ein Schwedenüberfall während des Dreißigjährigen Krieges (1633) sowie das Pestjahr 1666 brachten arge Rückschläge, wurden aber bald überwunden, wie die rege Bautätigkeit in der Stadt, insbesondere während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, beweist.
Ein getreues Spiegelbild des Auf und Ab in der Geschichte Unkels bietet die altehrwürdige Pfarrkirche, die sich auf dem „Pantaleonsberg“ inmitten des Friedhofes und seiner malerischen Umgebung erhebt. Der ursprüngliche, romanische Bau wurde wiederholt erweitert und erhielt seine heutige Form als spät-gotische Hallenkirche schließlich kurz nach 1500. Aber auch nachher haben fast alle Generationen zur Erhaltung und Ausstattung ihres Gotteshauses beigetragen. Besondere Erwähnung verdient hier der einer Unkeler Familie entstammende Pfarrer Gottfried Eschenbrender (1685 – 1723), der der Kirche ihre prächtige Barockausstattung gab, die wir noch heute neben anderen Kunstwerken bewundern. Auch in den Kapellen der beiden Stadtteile Scheuren (Anfang 16. Jh.) und Heister (18. Jh.) findet man eine Reihe beachtlicher Kunstwerke.
Nach der Französischen Revolution brach über das Rheinland eine arge Notzeit herein. Besatzung und Kriegskontributionen stürzten auch Unkel in große Schulden. Mit dem Untergang der geistlichen Staaten gelangte es 1802 an Nassau und 1815 an Preußen. Damals verlor Unkel seine Stadtrechte, die ihm erst 1952 durch das Land Rheinland-Pfalz wieder verliehen wurden. Es wurde zum Kreis Linz und 1822 mit diesem zum Kreis Neuwied geschlagen.
Zu erwähnen sind noch die „Rheingräfin“ Sibylle Mertens-Schaafhausen, Johanna Schopenhauer und ihre Tochter Adele, die Gattin und die Töchter des Komponisten Carl Löwe und nicht zuletzt der Dichter Ferdinand von Freiligrath, der mehrere Jahre hier lebte und Unkel und den Rhein in seinen Gedichten besungen hat.
Heute ist Unkel längst über seine Mauern hinaus gewachsen. Es ist Hauptort einer ständig wachsenden Verbandsgemeinde, zu der außer der Stadt Unkel die Gemeinden Bruchhausen, Erpel und Rheinbreitbach gehören. Als Fremdenverkehrsort genießt Unkel mit seiner einzigartigen autofreien Rheinpromenade, seinem Stadtbild, seinen gepflegten Hotels und Gaststätten sowie Künstlerangeboten seit Jahren einen guten Ruf.
Bedeutender Teil der Unkeler Stadtgeschichte ist mittlerweile auch die Tatsache, dass der ehemalige Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt 1979 nach Unkel zog. Hier in Unkel schrieb er seine Erinnerungen, von hier aus unternahm er zahlreiche Reisen in viele Länder im steten Bemühen um Frieden und Verständigung und im Kampf gegen Hunger und Ungerechtigkeit. Willy Brandt starb am 8. Oktober 1992 in Unkel.
Dem berühmten Mitbürger wurde im März 2011 im historischen Ortskern das Willy-Brandt-Forum gewidmet. Das zeitgeschichtliche Museum hat sich schnell zum kulturellen und historischen Mittelpunkt entwickelt. Im Forum steht das originale Arbeitszimmer des Altkanzlers; ein weiteres Glanzlicht ist das berühmte Brand-Portrait von Georg Meistermann. Willy Brandt lebte hier als „Bürger unter Bürgern“.
Wir heißen Sie willkommen zu einer Zeitreise durch einen Ort mit wechselvoller Geschichte, der sich seinen Gästen als lebens-werte und gastfreundliche Idylle am Rhein präsentiert.